Familiengeschichte(n) als Teil des kulturellen Gedächtnisses
Ein von der Volkswagenstiftung gefördertes Forschungsprojekt beschäftigte sich Ende der 90er-Jahre damit, jeweils drei Generationen aus vierzig Familien zum „Familiengedächtnis“ zu befragen.
Konkret wurde in Einzelinterviews und Familiengesprächen danach gefragt, was die Großeltern in der Zeit des Nationalsozialismus erlebt hatten, während die nachfolgenden Generationen dazu befragt wurden, welche Eindrücke und Erlebnisse ihnen ihre Vorfahren aus der genannten Zeit mitgeteilt hatten.
Ein Forschungsprojekt, das sich mit persönlichen Erinnerungen an die NS-Zeit beschäftigt.
Das Forschungsprojekt zeigte eindeutig auf, dass das „Familiengedächtnis“ vielfach verändert wurde. Was war passiert? Durch bewusstes und unbewusstes Verändern der Geschichten sollten die Vorfahren moralisch gut dastehen – und das in einer Zeit, die als heute als unmoralisch, ja, als besonders menschenverachtend gilt.
Eltern werden zu Opfern, aus Großeltern werden Helden …
Auffällig dabei war: Kinder machten ihre Eltern gern zu Opfern; Enkel machten ihre Großeltern gern zu Helden.
Die zentralen Elemente einer Geschichte blieben zwar grundsätzlich erhalten, aber irgendetwas wurde meist verändert. Das konnte die Anordnung der einzelnen Elemente der Geschichte sein, das konnten Personen sein, die ausgetauscht wurden, oder es wurden innerhalb der Geschichte andere Wertigkeiten vorgenommen.
Wie sieht es generell aus mit der Weitergabe von Familienerinnerungen?
Nach meiner Erfahrung könnte man folgende Unterscheidungen vornehmen:
1. Eine Erinnerung wird so weitergegeben, wie es der Erzählende für richtig befindet.
Das kann bedeuten, dass die Erinnerung bewusst oder unbewusst verändert und unter Umständen sogar deutlich geschönt werden kann. Dabei ist besonders bemerkenswert, dass bei jedem Erzählen der Wahrheitsgehalt der Geschichte zuzunehmen scheint. Am Ende glaubt der Erzählende selbst daran, dass seine wiedergegebene Erinnerung wahr ist.
2. Eine Erinnerung wird irgendwann gar nicht mehr weitergegeben.
Zwar wurde zu Lebzeiten des Großvaters zum Beispiel von diesem noch regelmäßig eine bestimmte Geschichte erzählt, aber nach seinem Tod sprach die Großmutter nur noch sehr selten davon. Der Sohn schweigt darüber, sodass die Enkelkinder diese Erinnerung schon gar nicht mehr kennen. Diese Familienerinnerung stirbt.
3. Eine Erinnerung wird vollkommen verschwiegen.
Es wird zu keiner Zeit und von niemandem darüber gesprochen. Manchmal dringt ein wenig davon an die Oberfläche, wird aber sofort bewusst wieder versenkt. Man sagt dann, dass das „dunkle Familiengeheimnis“ wieder brodelt …
Das Gleiche existiert auch als unbewusster Vorgang. Man erinnert sich irgendwann einfach nicht mehr an eine Begebenheit. Vielleicht war sie zu unangenehm, zu lästig, vielleicht war sie aber auch wirklich nicht wichtig genug. Die Erinnerung verblasst also zunehmend, bis sie gänzlich verschwindet.
Und wie steht es um Ihr Familiengedächtnis und Ihre „Familiengeheimnisse?“ Es heißt ja, dass jede Familie irgendeine „Leiche im Keller“ hat. Vielleicht forschen Sie mal nach?
Tragen Sie sich mit dem Gedanken, Ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben? Benötigen Sie Hilfe beim Schreiben?
Oder liegt Ihr Manuskript bereits vor? Wie wäre es mit einem abschließenden Lektorat und/oder Korrektorat, damit das Buch Ihres Lebens vor den kritischen Augen Ihrer Familie und der Nachfahren auch tatsächlich bestehen kann?
Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!
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Marianne Hollmann-Wobschall
Dipl. rer. pol., Poesiepädagogin, Autorin, Ghostwriterin, Biografin, Lektorin, Schreibcoach,